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Hangar-312

ein Ort mit Geschichte

Hangar-312 Flugzeug des Militärs mit Soldaten

Zwei Weltkriege und ein bisschen Frieden dazwischen

Der Hangar-312 befindet sich auf dem ehemaligen Militärflugplatz in Neuruppin. Es ist schwer vorstellbar, dass hier einst Flugzeuglärm ertönte, wo nun Gewerbetreibende und eine Veranstaltungsstätte der besonderen Art ihr Zuhause gefunden haben. Während des Ersten Weltkrieges nahm die militärische Nutzung des Geländes ihren Anfang. Im Jahr 1915 begannen die Vorarbeiten zur Errichtung eines Flugplatzes. Zwei Jahre später, Anfang 1917, wurde die erste Fliegertruppe nach Neuruppin verlegt. Nach Ende des Ersten Weltkrieges mussten im Zuge der Demilitarisierung Flugzeughallen demontiert und militärisch nutzbares Luftfahrtmaterial ausgeliefert werden. Erste Gewerbetreibende siedelten sich auf den frei gewordenen Flächen an und ab 1921 wurde ein großer Teil der Fläche in Kleingärtenparzellen unterteilt. Im Jahr 1933 fand die friedliche Nutzung ein jähes Ende. Es wurden in kaum vorstellbarem Tempo Fliegerhorste ausgebaut und Fliegerschulen eingerichtet. Während des gesamten Zweiten Weltkrieges blieb der Standort Neuruppin eine wichtige Ausbildungsstätte für Piloten der Luftwaffe. Die offizielle Auflösung erfolgte dann im März 1945.

(Text- und Bildquelle: Hinze, Uwe-Rolf (2002). Der Militärflugzeugplatz Neuruppin. Neuruppin: Edition Rieger)

Gelände des Hangar-312 und der Umgebung von oben mit Landebahn

Eine sowjetische Fliegerbasis macht Lärm

Das Ende des Zweiten Weltkrieges brachte jedoch keine friedliche Nutzung der Flächen mit sich. Ganz im Gegenteil: Im Jahr 1948 wurde das erste Jagdflieger-Regiment nach Neuruppin verlegt. In den Folgejahren wandelte sich der Flugplatz von einem defensiv genutzten Flugplatz zur Flugstätte mit offensivem Fluggerät. Ende der Sechziger entstanden die bombensicheren Shelter mit unterirdischem Tanksystem. Es folgte die Anlage einer betonierten Start- und Landebahn sowie von befestigten Rollwegen. Mit der Einführung der MIG-21 wurde diese erneut erweitert. Die Neuruppiner Bürger*innen litten unter dem ständigen Fluglärm. Außerdem ereigneten sich zahlreiche Unfälle, die jedoch offiziell verschwiegen wurden. Mit dem Fall der Mauer und dem Zusammenbruch der DDR wurden die Bemühungen der Bewegung gegen die Nutzung des Militärflugplatzes jedoch immer erfolgreicher und der Abzug der Fliegertruppe offiziell bestätigt. Bis April 1991 mussten sich die Neuruppiner*innen noch gedulden. Dann verließ auch die letzte Nachhut den Flugplatz und machte Platz für neue Perspektiven und eine vor allem friedliche Nutzung der großzügigen Flächen.

(Text- und Bildquelle: Hinze, Uwe-Rolf (2002). Der Militärflugzeugplatz Neuruppin. Neuruppin: Edition Rieger)

Hangar-312 Frontansicht von oben im heutigen Zustand

Ein friedlicher Ort für alle

Teile des Geländes wurden in den 90er Jahren von Kampfmitteln bereinigt und es siedelten sich schnell Gewerbetreibende an, die nun im „Gewerbegebiet Flugplatz Nord“ zusammengefasst werden. Hierzu wurden teilweise die hinterlassenen Flugzeughangar (Shelter) als Lager- und Fertigungshallen genutzt. Ein großzügiger Solarpark hat hier seinen perfekten Standort gefunden. Nicht abgesuchte Flächen liegen brach und warten darauf aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt zu werden. Auch für verschiedene Freizeitaktivitäten hält das Gelände einiges bereit. Der Flugplatz selbst wird heute von Segelflieger*innen genutzt. Nach 75 Jahren militärischer Prägung wird hier nur noch aus Freude am Fliegen in die Lüfte gestartet. Ganz in der Nähe zieht eine große Pferde-Ranch Reitsportbegeisterte auf die geschichtsträchtigen Flächen. Auch für Kulturangebote ist reichlich Platz. Der Hangar-312 öffnet seit 2018 seine Tore für Kulturliebhaber*innen, die Konzerte, Lesungen, Märkte und viele weitere Kulturformate in bester Kulisse genießen möchten und setzt der einst militärischen Nutzung ein friedliches Denkmal. Aber auch ohne bestimmtes Ziel lädt das Areal zum Staunen ein. Selbst Spaziergänger*innen bietet sich der spannende Anblick wie sich die Natur ihren Raum zurückerobert und zahlreichen Tierarten ein neues Zuhause bietet.

(Bildquelle: Christian Juhre)